Die rumänische Logistik- und Immobilienlandschaft für Nearshoring
Ein Interview mit Mihai Patrulescu, Leiter des Bereichs Investment Properties bei CBRE Romania.
Mit mehr als 115.000 Experten in über 100 Ländern ist CBRE das weltweit führende Gewerbeimmobiliendienstleistungs- und Investment-Unternehmen. Mihai Patrulescu leitet die Abteilung Investment Properties bei CBRE Romania. Wir sprachen mit ihm, um mehr über die rumänische Logistik- und Industrieimmobilienlandschaft zu erfahren und darüber, wie sie sich im Hinblick auf das Nearshoring verändert.
Wie bewerten Sie das Potenzial von Nearshoring für Rumänien?
Jüngste Ereignisse wie die Pandemie und der Krieg in der Ukraine haben die Diskussionen über Nearshoring intensiviert, wobei sich Friendshoring als wachsender Trend abzeichnet. Auch wenn diese Trends Zeit brauchen, um sich zu verfestigen (etwa fünf Jahre), glaube ich, dass Nearshoring und Friendshoring in den kommenden Jahren für Rumänien von entscheidender Bedeutung sein werden.
Wenn Sie die letzten fünf Jahre betrachten, haben Sie da bereits eine Entwicklung bei den Leasingaktivitäten festgestellt?
Ja. Vor 2020 und auch noch in den Jahren 2021 und 2022 wurden die Leasingaktivitiäten in Rumänien von der Lagerhaltung und Logistik bestimmt. Im Laufe der Jahre hat sich dies geändert, und im Jahr 2023 konnten wir erstmals einen Anstieg des Leasings nicht nur bei der Lagerhaltung und Logistik, sondern auch bei der Produktion von 7 % im Jahr 2022 auf 18 % im Jahr 2023 verzeichnen.
Wie unterscheidet sich die Produktion mit Blick auf das Nearshoring?
Im Gegensatz zu Lagerung und Logistik verlagert man die Produktion nicht nur, weil dies kurzfristig Vorteile bietet. Unternehmen, die sich für ein Nearshoring der Produktion nach Rumänien entscheiden, halten Rumänien für die beste strategische Wahl — heute und in Zukunft. Die Chancen sind also hoch, dass Nearshoring in Rumänien weiter an Bedeutung gewinnen wird.
Wird dies dem gesamten Land zugute kommen oder sind einige Regionen florierender als andere?
Wenn es um Nearshoring geht, braucht man eine Nachfrage, aber gleichzeitig auch das Potenzial, diese Nachfrage zu abzufangen, und das ist der Punkt, an dem sich Rumänien wirklich entwickelt hat. Bis 2021 war Bukarest mit einer Gesamtleasing-Aktivität von rund 82 % der Haupttreiber. An zweiter Stelle lagen die westlichen und nordwestlichen Regionen Rumäniens mit rund 20 %. Warum? Da die Infrastruktur in Rumänien aufgrund der Nähe zu Ungarn früher ziemlich schlecht war, hatte dies keine Auswirkungen auf den Westen des Landes. Wie Sie sich vorstellen können, bedeutet das auch, dass es in anderen Regionen Rumäniens noch einiges an ungenutztem Potenzial gibt.
Wie werden sich Verbesserungen der Infrastruktur auf das Nearshoring-Potenzial auswirken?
In den letzten fünf Jahren hat sich die rumänische Infrastruktur erheblich verändert. Die Streckenlänge des Autobahnnetzes hat sich verdoppelt, und Prognosen deuten auf eine weitere Verdoppelung in den nächsten fünf Jahren hin. Diese neuen Autobahnen erschließen bereits jetzt bisher unterentwickelte Regionen und schaffen neue Beschäftigungsmöglichkeiten. Diese verbesserte Infrastruktur wird wahrscheinlich zu einer ausgewogeneren Verteilung der Wirtschaftstätigkeit in Rumänien führen, mit einem Anstieg der Leasingaktivitäten in diesen bisher unerschlossenen Regionen.
Kann man eine Bewertung des Potenzials der verschiedenen Regionen Rumäniens vornehmen?
Die Bewertung des Potenzials der verschiedenen Regionen in Rumänien zeigt deutliche Vorteile und Möglichkeiten für Entwickler und Investoren. Der Westen/Nordwesten zeichnet sich durch qualifizierte Arbeitskräfte und seine strategische Lage als Tor zu Westeuropa aus und ist daher sehr begehrt. Im Süden bieten der begrenzte Wettbewerb, die erschwinglichen Arbeitskosten und die hervorragende Verkehrsanbindung Möglichkeiten, die bisher nicht ausreichend genutzt wurden. Zentralrumänien hat hochqualifizierte Arbeitskräfte vorzuweisen, und zusammen mit Plänen für eine Autobahn, die Brasov mit Bukarest verbinden soll, wird die Region zu einem attraktiven Investitionsziel. Im Osten/Nordosten hingegen bieten Aspekte wie begrenzter Wettbewerb, kostengünstige Arbeitskräfte und vorteilhafte Standorte wie Iasi und Galati vielversprechende Entwicklungs- und Investitionsaussichten.
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